Biokunststoffe – Ein kurzer Überblick

Heute war ich zu Besuch bei der Swiss Plastics in Zürich. Die Präsentation von Michael Thielen, dem Herausgeber des «bioplastics MAGAZINE» hat mich dazu veranlasst, diesen Blogbeitrag über Biokunststoffe zu verfassen. Entsprechend sind die Informationen der folgenden Zeilen zum Teil auch auf seine Präsentation zurück zu führen.

Was sind Biokunststoffe eigentlich?

Biokunststoffe sind Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden und nicht auf Erdöl basieren und/oder biologisch abbaubar sind.

Diese Art von Kunststoff ist aber eigentlich keine Neuheit. Bereits um 1910 hatte Henry Ford mit Kunststoffen auf Soja-Basis experimentiert. Um 1940 hat Ford dann einen Kunststoff auf Hanfbasis hergestellt und für ein Auto verwendet.
In den 90er Jahren wurde auch eine Kampagne zu einer kompostierbaren Shampoo-Flasche lanciert. Die Welt schien damals allerdings noch nicht bereit dazu.

Im Wesentlichen unterscheidet man vier Varianten von Kunststoffen. In der Grafik findest Du die Unterscheidungen, jeweils mit ein oder zwei Beispielen.

Biokunststoffe finden heut zu Tage in den verschiedensten Gebieten ihr zu Hause. Auto-, Textil- sowie Lebensmittelindustrien verwenden diverse Biokunststoffe, sei es als eigentliches Werkstück oder einfach als Verpackung. Natürlich findet man sie auch im 3D-Druck, das alt bekannte PLA beispielsweise. Wir führen in unserem Shop allerdings noch ein weiteres Bio-Material. Unsre Greenfil BioTEC Filamente bestehen zu 100% aus nachwachsenden Rohstoffen und sind unter bestimmten Bedingungen auch kompostierbar.

«CO2-neutral» – was bedeutet das?

Die Floskel «CO2-neutral» hört man heut zu Tage immer öfter. Aufgefallen ist mir, dass dennoch viele Leute nicht genau wissen, was dies eigentlich bedeutet.

Während der gesamten Lebensdauer einer Pflanze absorbiert diese CO2 aus der Luft. Wenn diese Pflanze nun zu einem Bio-Kunststoff verarbeitet wird, bleibt der Zustand des gebundenen CO2 soweit bestehen. Sobald der Kunststoff allerdings verbrannt oder kompostiert wird, wird der CO2-Anteil wieder in die Umwelt entlassen. Die Beschreibung «CO2-neutral» bedeutet dabei ganz einfach, dass bei diesem Vorgang nicht mehr CO2 in die Umwelt entlassen wird, als die verarbeiteten Pflanzen ursprünglich absorbiert hatten.

Man kann nun zwar so argumentieren, dass ja daher trotzdem CO2 entlassen wird.
Dies stimmt so zwar wirklich. Allerdings muss man dabei einfach bedenken, dass beim Sterben und zersetzen der Pflanze der selbe CO2-Gehalt in die Umwelt entlassen wird.

Sollen wir wirklich Lebensmittel zu Kunststoffen verarbeiten?

Diese Frage stellt sich natürlich, sobald man sich genauer über Biokunststoffe informiert. Natürlich scheint es auf den ersten Blick etwas verwerflich, dass man Kunststoffe (oder auch Treibstoffe) aus Lebensmitteln gewinnt, während an anderen Orten auf der Welt noch immer Menschen verhungern.

Sieht man sich das ganze aber einmal Prozentual an, so ist der für die Kunststoffproduktion verwendete Anteil äusserst gering.

Die globale Anbaufläche liegt bei rund 7.4 Milliarden ha. Davon werden alleine schon 3.3 Milliarden ha für die Viehzucht (Weideland) genutzt. Das sind ganze 71%! Die restlichen 1.4 Milliarden ha teilen sich dann nochmals auf.

Lebensmittel- und Futteranbau ist vom Rest mit 1.24 Milliarden ha, also 26% Gesamtanteil, auch ein grosser Anteil.
Der Anbau für industrielle materielle Zwecke nimmt mit gerade einmal 106 Millionen ha, also 2%, sehr wenig Platz ein. Noch kleiner ist der Anteil der Fläche, die für Bio-Treibstoffe verwendet wird. Gerade einmal 1% des gesamten Anteils mit 53 Millionen ha!

Wer nun die bereits genannten Zahlen zusammenrechnet, kommt bereits auf 100%, ohne dass das Wort Bioplastic gefallen ist. Dies liegt ganz einfach daran, dass der Anteil der benötigten Agrarfläche so enorm klein ist, dass dieser direkt abgerundet werden könnte. Im Jahr 2019 wurden gerade einmal 0.79 Millionen ha dazu benötigt. Der prozentuale Gesamtanteil liegt damit bei gerade einmal 0.016%!

Entsorgung: Verbrennen – Kompostieren – Deponieren?

Biokunststoffe kann man auf verschiedene Weisen entsorgen.

Mülldeponien gibt es in der Schweiz nur noch sehr selten, meist nur als Sondermüll-Deponie. In anderen Ländern der Welt sieht dies allerdings anders aus. Abfälle werden hoch aufgetürmt und bleiben dort einfach liegen. In diesem Sinne gut geführte Deponien sind wenigstens so abgedeckt, dass der Müll nicht einfach vom Wind verteilt wird. Leider ist dies nicht überall so. Gerade leichte Kunststoffteile wie beispielsweise Folien fliegen ohne Abdeckung einfach umher und landen irgendwo, wo man sie nicht haben will. Biokunststoffe so zu entsorgen ist daher auch nicht unbedingt ratsam.

In der Schweiz ist die eigentlich gängigste Weise der Abfallentsorgung das Verbrennen in einer Verbrennungsanlage.
Hierbei wird das von den Pflanzen gespeicherte CO2 wieder frei gesetzt. Allerdings kann die dabei ebenfalls durch Hitze freigesetzte Energie wiederum zur Stromproduktion genutzt werden.

Diese Kunststofftypen können zwar teils kompostiert werden, allerdings müssen dafür spezielle Bedingungen herrschen. Die Kunststoffe können also nicht einfach im Wald oder sonst wo liegen gelassen oder ins Meer geworfen werden. In einem solchen Umfeld würde der Kompostier-Prozess – wenn überhaupt – nur äusserst langsam von statten gehen. Das Verwenden von Biokunststoffen – ob aubbaubar oder nicht – rechtfertigt also kein Littering!

Was ist schlussendlich der Vorteil von Biokunststoffen?

In den kommenden Jahren wird sich der Vorteil davon immer klarer aufzeigen.

Die weltweiten Ölreserven werden irgendwann knapp werden. Dies hat direkt zur Folge, dass der Ölpreis enorm nach oben gehen wird. Eine günstigere Alternative sind dann ganz klar die biokompatiblen Kunststoffe.

Nicht nur die Kosten sind zu beachten. Auch das grösser werdende Bewusstsein, für umweltfreundliches Handeln hat einen Einfluss auf die Beliebtheit der «neuen» Kunststoffe. Immer mehr Leute – zumindest in Europa – achten darauf, was für Kunststoffe gerade für Verpackungen verwendet werden.

Beim Entsorgen von Kunststoffen ist ein weiterer Ansatz zu erwähnen. Beim Verbrennen oder Kompostieren der Biokunststoffe kann maximal so viel CO2 freigesetzt werden, wie die dafür verwendete Pflanze ursprünglich gespeichert hatte. Dies nennt man auch «CO2-neutral».